Auf Grund der vielen Nachfragen, über die ich mich immer wieder freue, hier etwas zu meiner Situation.

 

Ladenschließungen zu Coronazeiten, Inflation etc. - fast alle, die selbstständig arbeiten sind über die letzten 3 Jahre hinweg in eine Schieflage geraten. Zuverlässige Hilfe gab es für die wenigsten. Und ein Ende ist nicht abzusehen.

 

Nach den letzten 2 Jahren war ich in den Wintermonaten auf Hilfe vom Jobcenter angewiesen und habe sie auch erhalten. Während für 2021 wurde ein großer Teil der Leistungen zurückgefordert wurde, wurde für 2022
die mir gewährte Unterstützung in voller Summe zurückgefordert. Hätte ich mehr Einnahmen gehabt, als zu erwarten war, wäre das auch vollkommen in Ordnung. Die Abrechnung ist allerdings in keinem einzigen Punkt nachvollziehbar und gerechtfertigt.

Solange

- vereinnahmte Umsatzsteuer als Einnahme gerechnet wird, obwohl ich sie auch an das Finanzamt zahlen muss,

- Berufgenossenschaftsbeiträge nicht anerkannt werden, obgleich es sich um eine Pflichtversicherung handelt,

- Darlehensrückzahlungen (notwenig u.a. für den Druck von Kalendern) nur zu einem VIERTEL als Ausgabe anerkannt

  werden, obgleich die gesamte Darlehenssumme als Einnahme sehr wohl verbucht wird,

- die Betriebsausgaben ohne Begründung nur zu 10 % (in Worten: ZEHN PROZENT!) anerkannt werden,

- die Ausgaben für Porto zu 90 % abgelehnt werden, obgleich ich Briefmarken weiterverkaufe oder das Porto für das  

  Versenden eingehender Bestellungen in Rechnung stelle. Diese Einnahmen werden sehr wohl als solche vom 

  Jobcenter angerechnet, die dafür notwendige Ausgabe aber nicht anerkannt.

- gefahrene Kilometer nur mit 0,10 € angerechnet werden, statt mit 0,30 €

- etc., etc.

kann von Hilfe nicht die Rede sein.

In einer Zeit, in der alles durcheinander geraten ist, gibt es schwer zu ertragende Kommentare von Mitarbeitern des Jobcenters: "Frau Zegenhagen, seien sie doch mal ehrlich: Sie haben doch gar kein funktionierendes Unternehmen. Wie haben Sie das denn vor Corona gemacht?", "Wir sind nicht dafür zuständig Ihr Unternehmen zu retten."


Ich hatte ein Unternehmen, dass 20 Jahre lang (bis auf hier und da eine kleine Zugabe Wohngeld) ohne Hilfe ausgekommen ist. Zudem habe ich zwei Kinder großgezogen, ohne einen Pfennig/Cent Unterhalt oder anderweitig zuverlässig tätige Hilfe. Ein NO-GO für eine alleinerziehende Frau mit selbstständiger Arbeit.

Es war IMMER eine Zerreisprobe.


Und am Ende sind die Kinder aus dem Haus, verdienen ihr eigenes Geld und man selbst denkt, es wird nun einfacher.
Wurde es nicht.

Ich bin müde, Anträge zu stellen, sich am Ende wie ein Schmarotzer und Betrüger vorzukommen und verantwortlich gemacht zu werden für eine Situation, in die sich kaum ein Selbstständiger selbstständig gebracht hat.

Statt meine Energie und Zeit auf meine Arbeit zu verwenden, schreibe ich seit fast einem Jahr Widersprüche, Anträge auf Kostenübernahme für einen Anwalt, versuche dem Jobcenter klarzumachen, warum es notwendig ist, in der Vorsaison Kalender drucken zu lassen;  warum es in einer Zeit, in der der Diesel so teuer geworden und mein alter Bus kurz vor dem Zusammenbrechen ist, gut und richtig ist einen Fahrradanhänger zu haben, um wenigstens die Läden in der Nähe beliefern zu können, bzw. nur noch Teilstrecken mit dem Auto zurücklegen zu müssen. (Nebenbei: der Anhänger wurde als Ausgabe abgelehnt weil er über 100 €, die Ziehstange für den Anhänger wurde genehmigt, da sie unter 100 € gekostet hat......).

 

Ich habe es satt, dass nach so vielen Jahren Selbstständigkeit IRGENDWER besser wissen darf, wie mein Unternehmen zu führen wäre. "Verkaufen Sie doch große Bilder im Winter, Frau Zegenhagen. Über Ihre Internetseite müsste das gehen. Wenn nicht, machen sie was falsch."

Ich ärgere mich nachhaltig über die Ablehnung von Wohngeld. Begründung: ich bleibe unter dem Mindesteinkommen. Gehen Sie doch zum Jobcenter....

Für das Jobcenter verdiene ich durch die sehr eigene Weise zu rechnen, mehr als ich haben darf.

Ich habe mich durch diese Zeit gekämpft und irgendwann bleibt nichts als Traurigkeit und Resignation, auch Wut.

Und der Entschluss, dann eben zu lassen, was ich all die Jahre so gern getan habe.