Meine kleine Ausstellung in Peetsch blieb leider in diesem Jahr geschlossen, meine letzte Ausstellung ist abgenommen.

Und es wird für das nächste Jahr, trotz vieler Nachfragen, KEINEN neuen Kalender geben.

Die Entscheidung ist nicht leicht gefallen. Es sind die Nachwehen der letzten 3 Jahre, die viele treffen werden.

Ich danke allen, die mir immer wieder Mut gemacht haben und/oder meine Kalender und Karten gekauft und meine Arbeit wertschätzend begleitet haben - oft über viele Jahre hinweg!

Dass es keinen neuen Kalender geben wird liegt nicht daran, dass ihn niemand wollte. In einer Zeit, in der von allen Seiten die Kosten steigen, müssten allerdings auch die Verkaufszahlen überdimensional steigen um den notwendigen Gewinn zu erzielen, den man braucht, um eine Selbstständigkeit aufrecht erhalten und die anfallenden Fixkosten zahlen zu können.



Auf Grund der vielen Nachfragen, über die ich mich immer wieder freue, hier etwas zu meiner Situation.


Ladenschließungen zu Coronazeiten, Inflation etc. - fast alle, die selbstständig arbeiten sind über die letzten 3 Jahre hinweg in eine Schieflage geraten. Zuverlässige Hilfe gab es für die wenigsten. Und ein Ende ist nicht abzusehen.

 

Nach den letzten 2 Jahren war ich in den Wintermonaten auf Hilfe vom Jobcenter angewiesen und habe sie auch erhalten. Während für 2021 wurde ein großer Teil der Leistungen zurückgefordert wurde, wurde für 2022
die mir gewährte Unterstützung in voller Summe zurückgefordert. Hätte ich mehr Einnahmen gehabt, als zu erwarten war, wäre das auch vollkommen in Ordnung. Die Abrechnung ist allerdings nicht nachvollziehbar.

 

Vereinnahmte Umsatzsteuer wird vom Jobcenter als Einnahme gerechnet.

Nach der Jahresendabrechnung muss ich sie nochmals ans Finanzamt zahlen.

Das allein bedeutet eigentlich schon das AUS für ein kleines Unternehmen wie meines.


Solange zudem

 

- Berufgenossenschaftsbeiträge nicht anerkannt werden, obgleich es sich um eine Pflichtversicherung handelt,

- die Ausgaben für Porto zu 90 % abgelehnt werden, obgleich ich Briefmarken weiterverkaufe und das Porto für das  

  Versenden eingehender Bestellungen als Einnahme (mit einer Mehrwertsteuer von 19 %!) gerechnet wird.

- gefahrene Kilometer nur mit 0,10 € angerechnet werden, statt mit 0,30 €

- die Einnahmen immer gern genommen werden, die dafür notwendigen Ausgaben allerdings nicht anerkannt   

  werden (z.B. Druckkosten für Kalender)

- notwendige Betriebsausgaben zum großen Teil nicht anerkannt werden,

 

kann von Hilfe nicht die Rede sein.

 

Nach dem Widerspruch wurde immerhin die Rückzahlung eines Darlehens anerkannt.

Zuvor wurden die 2.000 € Darlehen als Einnahme gerechnet, die Rückzahlung nur in Höhe von 500 € akzeptiert.

Das heißt, dass 1.500 € weiterhin auf der "Einnahmeseite" verbucht wurden.

In einer Zeit, in der alles durcheinander geraten ist, gibt es zudem schwer zu ertragende Kommentare von Mitarbeitern des Jobcenters: "Frau Zegenhagen, seien sie doch mal ehrlich: Sie haben doch gar kein funktionierendes Unternehmen. Wie haben Sie das denn vor Corona gemacht?".


Ich hatte ein Unternehmen, dass 20 Jahre lang (bis auf hier und da eine kleine Zugabe Wohngeld) ohne Hilfe ausgekommen ist. Zudem habe ich zwei Kinder großgezogen, ohne einen Pfennig/Cent Unterhalt oder anderweitig zuverlässig tätiger Hilfe. Habe bei Aufträgen auf Grund meiner beiden Kinder immer wieder auch die Nachfrage bekommen: "Schaffen Sie das überhaupt zeitlich? Wir haben auch Männer....."

Es war IMMER eine Zerreisprobe.
Wenn die Kinder aus dem Haus sind und ihr eigenes Geld verdienen wird es einfacher. Dachte ich.
Wurde es nicht. Es kam Corona, Inflation...

Ich bin müde, Anträge zu stellen, sich am Ende wie ein Schmarotzer, Betrüger und Versager vorzukommen und verantwortlich gemacht zu werden für eine Situation, in die sich kein Selbstständiger selbstständig gebracht hat.

Statt meine Energie und Zeit auf meine Arbeit zu verwenden, schreibe ich seit über einem Jahr Prognosen, Anträge auf Wohngeld, Hartz 4, Widersprüche, Anträge auf Kostenübernahme für einen Anwalt, versuche dem Jobcenter klarzumachen, warum es notwendig ist, schon in der Vorsaison Kalender drucken zu lassen (und warum es Quatsch ist nur 20 Exempalre in den Druck zu geben und dann immer 20 Stück nachducken zu lassen);  warum es in einer Zeit, in der der Diesel so teuer geworden und mein alter Bus kurz vor dem Zusammenbrechen ist, gut und richtig ist einen Fahrradanhänger zu haben, um die Läden in der Nähe mit dem Rad beliefern zu können, bzw. nur noch Teilstrecken mit dem Auto zurücklegen zu müssen. (Nebenbei: der Anhänger wurde als Ausgabe abgelehnt weil er über 100 €, die Ziehstange für den Anhänger wurde genehmigt, da sie unter 100 € gekostet hat......).

 

Ich habe es satt, dass nach so vielen Jahren Selbstständigkeit IRGENDWER besser wissen darf, wie mein Unternehmen zu führen wäre. "Verkaufen Sie doch große Bilder im Winter, Frau Zegenhagen. Über Ihre Internetseite müsste das gehen. Wenn nicht, machen SIE was falsch."

Und für den Transport meiner Karten und Kalender brauche ich keine Kisten. Tüten tun es doch auch. Habe ich von den Mitarbeiterinnen des Jobcenters gelernt.

Wahrscheinlich lassen sich Tüten auch gut stapeln. Ich habe nur noch nicht begriffen, wie das geht.

 

Wieviel Geld kostet es, wenn das Jobcenter 2 x alle Kontoauszüge und Rechnungen kontrolliert -1x  vor und 1x nach dem Widerspruch-, ein Rechtsanwalt bemüht werden muss, der auf Prozesskostenhilfe vom Staat arbeitet. Zuvor muss jemand den Antrag auf Prozesskostenhilfe bearbeiten. Und bei der Verhandlung im Gericht sitzen mit mir widerum Mitarbeiter des Gerichtes, der Anwalt und ein Mitarbeiter des Jobcenters. Sie alle verdienen mit ihrer Arbeit Geld und vermutlich alles zusammengenommen sehr viel mehr, als mir an Hilfe aberkannt wird.

Ich gebe dafür meine Zeit ehrenamtlich und werde dennoch zumindest die hohe Summe der Umsatzsteuer nicht erstattet bekommen weil es per Gesetz so entschieden wurde, dass Umsatzsteuer als Einnahme zu rechnen ist, wenn jemand auf staatliche Hilfe angewiesen ist.


Ich ärgere mich nachhaltig über die Ablehnung von Wohngeld 2022. Begründung: ich bleibe unter dem Mindesteinkommen. Gehen Sie doch zum Jobcenter....

Für das Jobcenter verdiene ich durch ihre sehr eigene Weise zu rechnen, mehr als ich haben darf.

 

Ich habe mich durch diese Zeit gekämpft und irgendwann bleibt nichts als Traurigkeit und Resignation, auch Wut.

Und der Entschluss, dann eben zu lassen, was ich all die Jahre so gern getan habe.